Journal Dienstag, 21. Januar 2025 – Dienstagsalltag und Nachrichtenwelten

Gute Nacht, in einer leichteren Schlafphase löste ich ein Arbeitsproblem (zumindest zum Teil), aufgewacht mit dem Gedanken “two down, three to go!” (Arbeitsmorgen gemeint). Nebelreste über der Theresienwiese, die Raureif hinterließen und das Weiß der verbliebenen Schneeflecken verstärkten. Über den Vormittag wurde es sonnig. Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria (beim eigenen Arbeitgeber derzeit wieder Gerüchte um […]

Jan 22, 2025 - 08:55
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Journal Dienstag, 21. Januar 2025 – Dienstagsalltag und Nachrichtenwelten

Gute Nacht, in einer leichteren Schlafphase löste ich ein Arbeitsproblem (zumindest zum Teil), aufgewacht mit dem Gedanken “two down, three to go!” (Arbeitsmorgen gemeint).

Nebelreste über der Theresienwiese, die Raureif hinterließen und das Weiß der verbliebenen Schneeflecken verstärkten. Über den Vormittag wurde es sonnig.

Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria (beim eigenen Arbeitgeber derzeit wieder Gerüchte um Neustart der eigenen Cafeteria in wenigen Wochen), anschließend Einkaufs-Abstecher im Lidl.

Zu Mittag gab es es Apfel, Avocado, Muesli mit Joghurt.

Nachmittag mit Besprechungen und Wegarbeiten, draußen weiter sonnig. Ich ließ es nicht zu spät werden, denn ich wollte noch zu Öffnungszeit ins Kräuterparadies an der Blumenstraße, Kräuterteevorräte fürs Büro auffüllen.

Eine handgeschriebene Tafel auf einem nächtlichen Gehsteig neben den beleuchteten Schaufenstern einer Weinhandlung: "Dry January? 10 % auf alle trockenen Weine"

Unterwegs Dry January auf Glockenbachviertelart.

Im Kräuterparadies war ich rechtzeitig, um einen mir bereits bekannten Tee zu kaufen und mich zu einem neuen beraten zu lassen. Etwas mit Kamille im Mittelpunkt (wie gewünscht) konnte man mir dort zwar auf die Schnelle kurz vor Ladenschluss nicht geben/mischen – doch wir einigten uns auf einen kräftigen Gwürztee, zu dem ich eine Portion Kamille mitnahm, um sie selbst unterzumischen.

Daheim Eltern-Telefonat mit interessanten Berichten und Plänen. Dann Abendessenzubereitung: Ein Glas Apfelmus musste weg, also machte ich Kaiserschmarrn, bezwingende Logik.

Eine Pfanne auf einem dunklen Heizfeld, in der Pfanne ein gebräunter Pfannkuchen mit Holzspatel

Aufsicht auf eine große, weiße Servierplatte mit einem Haufen Kaiserschmarrn

Geriet hervorragend. Nur noch wenig Schokolade hinterher.

Durch Butterschmalz-und-Vanillezucker duftende Wohnung früh ins Bett zum Lesen, Nils Minkmar, Montaignes Katze nahm mich mit in ein lang vergangenes Frankreich mit vielen, aber nicht aufdringlichen historischen Details.

§

Ich spüre starke Sehnsucht nach einer Nachrichtenwelt, in der ich alle 24 Stunden eine Zusammenfassung bekomme: Was Donald Trump heute angerichtet hat. Statt 24 Stunden lang Bröckchen, Aufreger, apokalyptische Spekulationen, pessimistische Prognosen. Ich habe mich von den ersten vier Jahren US-Präsident-Trump-Berichterstattung noch nicht erholt.

§

Durchaus interessant finde ich Allgemeineres zu autoritären Systemen wie diese Liste von Carole Cadwalladr im Guardian:
“How to survive the broligarchy: 20 lessons for the post-truth world”.

via Buddenbohm & Söhne

Mich sprachen die Ratschläge an, ständig blitzten Erinnerungen an das Nazi-Regime auf und an Menschen, die eben nicht mitgelaufen sind und die, wären sie sehr viel mehr gewesen, das Grauen verhindert hätten. Unter anderem:

6 Do not kiss the ring. Do not bend to power. Power will come to you, anyway. Don’t make it easy. Not everyone can stand and fight. But nobody needs to bend the knee until there’s an actual memo to that effect. WAIT FOR THE MEMO.

7 Know who you are. This list is a homage to Yale historian, Timothy Snyder. His On Tyranny, published in 2017, is the essential guide to the age of authoritarianism. His first command, “Do not obey in advance”, is what has been ringing, like tinnitus, in my ears ever since the Washington Post refused to endorse Kamala Harris. In some weird celestial stroke of luck, he calls me as I’m writing this and I ask for his updated advice: “Know what you stand for and what you think is good.”

Meine Übersetzung:

6 Küssen Sie den Ring nicht. Beugen Sie sich nicht der Macht. Die Macht rückt Ihnen so oder so auf die Pelle, machen Sie es ihr nicht zu einfach. Nicht alle können die Stellung halten und kämpfen. Aber niemand muss das Knie beugen, bevor es die konkrete Anweisung dafür gibt. WARTEN SIE AUF DIE ANWEISUNG.

7 Machen Sie sich klar, wer Sie sind. Diese Liste ist eine Hommage an Timothy Snyder, den Historiker an der Universität Yale. Sein Werk Über Tyrannei, im Jahr 2017 veröffentlicht, ist der wichtigste Leitfaden für das Zeitalter des Autoritarismus. Sein erstes Gebot, “Gehorchen Sie nicht vorauseilend”, klingelt in meinen Ohren wie ein Tinnitus, seit die Washington Post Kamala Harris ihre Unterstützung versagte. Es ist ein glücklicher, aber schräger Zufall, dass er mich ausgerechnet anruft, als ich diesen Artikel schreibe. Ich bitte ihn um eine Aktualisierung seines Gebots: “Machen Sie sich klar, wofür Sie stehen und was Sie für richtig halten.”

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